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ist ein Trugbild!9 rief er.
Er wandte sich wieder Zambinella zu.
: Ein Frauenherz war für mich eine Zuflucht, eine Heimat.
Hast du Schwestern, die dir ähnlich sind? Nein. Also
stirb!... Aber nein, du sollst leben. Wenn man dich am
Leben läßt, bewahrt man dich nicht für etwas Schlimme-
res auf als den Tod ? Ich klage nicht um mein Blut und
nicht um mein Dasein, nur um meine Zukunft und mein
Herzensglück. Deine schwache Hand hat mein Glück
zertrümmert. Was für eine Hoffnung könnte ich dir rau-
ben für alle die, die du geknickt hast? Du hast mich bis
zu dir erniedrigt. Lieben, geliebt werden! Das sind künf-
tig leere Worte ohne Sinn für mich, wie sie es für dich
sind. Immerzu werde ich an dieses Weib denken, das es
nicht gibt, wenn ich ein wirkliches sehe.9
Er wies mit verzweifelter Gebärde auf die Statue. : Immer
werde ich eine himmlische Harpyie im Sinne tragen, die
ihre Krallen in all meine männlichen Gefühle schlagen
und alle anderen Frauen mit dem Male der Unvollkom-
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menheit zeichnen wird. Ungeheuer! Du Geschöpf, das
nichts Lebendiges zur Welt bringen kann, du hast für
mich alle Frauen der Erde getötet.9
Sarrasine setzte sich dem geängsteten Sänger gegenüber.
Zwei dicke Tränen kamen aus seinen heißen Augen, roll-
ten seine männlichen Wangen hinab und fielen zu Boden:
zwei Tränen der Wut, zwei bittere, brennende Tränen.
: Keine Liebe mehr! Ich bin jeder Freude, jeder menschli-
chen Regung gestorben.9
Bei diesen Worten ergriff er einen Hammer und schleu-
derte ihn mit so wilder Gewalt gegen die Statue, daß er
sie verfehlte. Er glaubte, das Denkmal seines Wahnsinns
zerstört zu haben, und griff wieder nach dem Degen,
schwang ihn und wollte den Sänger töten. Zambinella
stieß durchdringende Schreie aus. Da stürzten drei Män-
ner herein, und plötzlich sank der Bildhauer, von drei
Dolchstichen durchbohrt, zu Boden.
: Vom Kardinal Cicognara9 , sagte der eine Bravo. : Ein
frommer Dienst, der einen Christen ehrt9 , antwortete der
Franzose und starb.
Die düsteren Boten machten Zambinella Mitteilung von
der Unruhe seines Schutzherrn, der am Tor in einem ge-
schlossenen Wagen auf ihn wartete, um ihn, sowie er
befreit wäre, mit sich wegführen zu können.«
»Aber«, fragte mich Frau von Rochefide, »was für eine
Beziehung besteht zwischen dieser Geschichte und dem
alten Männchen, das wir bei den Lautys gesehen haben?«
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»Meine Gnädigste, der Kardinal Cicognara setzte sich in
den Besitz der Statue Zambinellas und ließ sie in Marmor
ausführen; sie ist gegenwärtig im Museum Albani. Dort
fand sie 1791 die Familie Lauty wieder und bat Vien, sie
zu kopieren. Das Porträt, das Ihnen Zambinella im Alter
von zwanzig Jahren gezeigt hat, nachdem Sie ihn einen
Augenblick vorher als Hundertjährigen gesehen hatten,
hat später als Vorlage für Girodets : Endymion9 gedient;
Sie haben sehen können, daß der : Adonis9 der nämliche
Typus ist.« »Aber dieser oder diese Zambinella?« »Dürf-
te kein anderer sein als Marianinas Großonkel. Sie wer-
den jetzt verstehen, was Frau von Lauty für ein Interesse
daran haben muß, den Ursprung eines Vermögens zu
verbergen, das von...« »Genug!« unterbrach sie mit ge-
bietender Gebärde.
Wir blieben eine Weile in tiefstem Schweigen.
»Nun?« fragte ich schließlich. »O!« rief sie aus. Sie stand
auf und ging mit großen Schritten im Gemach auf und ab.
Dann sah sie mich an und sprach mit einer Stimme, die
einen veränderten Klang hatte: »Sie haben mir für lange
Zeit das Leben und die Liebe zum Ekel gemacht. Kom-
men nicht alle menschlichen Gefühle, fast ohne Unter-
schied, zum selben Ende: zu grauenvollen
Enttäuschungen? Sind wir Mütter, so ermorden uns die
Kinder durch ihr schlimmes Leben oder durch ihre Kälte.
Sind wir Gattinnen, so werden wir verraten. Sind wir
liebende Frauen, so werden wir verlassen, verstoßen.
Freundschaft! Gibt es Freundschaft? Morgen ginge ich
ins Kloster, wenn ich nicht die Kraft hätte, mitten in den
Stürmen des Lebens unzugänglich wie ein Fels zu blei-
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ben. Ist die Zukunft der Christen ebenfalls nur ein Trug,
so wird er wenigstens erst nach dem Tode zerstört. Las-
sen Sie mich allein!«
»Ah,« rief ich aus, »Sie verstehen sich aufs Strafen!«
»Habe ich unrecht?«
»Ja«, antwortete ich und nahm meinen ganzen Mut zu-
sammen; »jetzt, da diese Geschichte, die in Italien be-
kannt genug ist, zu Ende erzählt ist, kann ich Ihnen einen
hohen Begriff von den Fortschritten der modernen Zivili-
sation geben: man macht in Italien diese unseligen Ge-
schöpfe nicht mehr.«
»Paris«, erwiderte sie, »ist ein sehr gastlicher Ort! Es
nimmt alles auf, die schändlichen Vermögen so gut wie
die blutigen. Verbrechen und Schande haben hier Asyl-
recht; nur die Tugend hat keine Altäre. Aber die reinen
Seelen haben eine Freistatt im Himmel. Niemand wird
mich erkannt haben! Das soll mein Stolz sein.«
Die Marquise blieb in tiefem Sinnen.
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