[ Pobierz całość w formacie PDF ]
beobachten. Und irgend etwas ging dort draußen vor. Seit Tagen
hatte sich eine hektische, nervöse Aktivität unter den Moroni
ausgebreitet. Gleiter kamen und gingen, Material wurde gebracht
und weggeschafft, Ameisen kamen und gingen, und immer öfter
tauchten neben den bekannten, flachen Diskusfahrzeugen auch die
viel größeren Kampfschiffe der Moroni am Himmel auf. Hartmann
bedauerte es sehr, nicht auch einen Blick in die Stadt und auf das
mutierte Nest in den Ruinen des Doms werfen zu können. Aber alle
ferngelenkten Sonden, die er losgeschickt hatte, waren zerstört
worden, ehe das Gebäude auch nur in Sichtweite kam, und Hartmann
wagte es nicht, einen oder gar mehrere seiner Männer loszuschicken.
Er wußte nur zu gut, daß sie nicht zurückkehren würden.
Er wandte sich wieder dem Schreibtisch zu und berührte eine Taste
des Sprechgerätes. Es dauerte einen Moment, bis sein Ruf
beantwortet wurde. Wie alles hier war auch die Wachstube unten in
den Tief Schlafkammern katastrophal unterbesetzt. Die Arbeit von
26
fünf Männern mußte von einem getan werden. Hartmann konnte sich
wahrscheinlich glücklich schätzen, daß er überhaupt eine Antwort
bekam.
»Leutnant Steinberger hier, Hibernationskomplex«, drang eine
verzerrte Stimme aus dem Lautsprecher.
»Hartmann«, antwortete Hartmann knapp. »Irgendeine Änderung?«
»Nein«, antwortete Steinberger, und Hartmann atmete innerlich
schon auf. »Nichts. In den letzten vier Stunden waren es neun.«
Mit einem sehr tiefen Stirnrunzeln, aber ohne noch ein Wort zu
sagen, unterbrach Hartmann die Verbindung. Im Grunde wußte er es
längst, aber etwas in ihm weigerte sich immer noch, sich
einzugestehen, daß er wohl alle seine Männer verlieren würde; alle,
die in den Schlaftanks lagen und darauf warteten, aufzuwachen, und
fast alle, die wach waren. In den ersten Tagen nach ihrem ebenso
erbitterten wie kurzen und sinnlosen Widerstand gegen die Jared
waren mehr als zwei Drittel seiner Männer einfach gegangen.
Hartmann wußte, daß sie jetzt in Köln waren, keine wirklichen
Menschen mehr, sondern zu etwas geworden, was er nicht verstand,
was ihn aber zutiefst erschreckte. Captain Laird hatte versucht, es
ihm zu erklären. Sie hatte etwas von Telepathie erzählt, vom
Verschmelzen verschiedener Bewußtseine zu einer dritten, anderen
Art, aber er hatte nichts von alledem verstanden. Vielleicht hätte er
es, hätte er es gewollt.
Aber alles in ihm schreckte davor zurück, sich einzugestehen, daß
es außer der Welt, die er kannte, und dem Universum der Invasoren,
noch eine dritte, unsichtbare Ebene des Seins gab. Tatsache aber
blieb, daß seine Männer verschwanden, unaufhörlich einer nach dem
anderen. Vielleicht würde es auch nicht aufhören. Vielleicht würden
noch einmal zwei Wochen oder zwei Monate oder auch zwei Jahre
vergehen, bis auch der letzte Mann zu einem Teil jenes gigantischen
Kollektivbewußtseins geworden war, das sich Jared nannte und über
Tausende von Körpern verfügte. Vielleicht würde eines Tages sogar
er gehen. Der Gedanke ließ ihn frösteln. Er dachte an das kurze
Gespräch mit Kyle zurück, und er glaubte das, was der Megamann
ihm gesagt hatte: daß es nichts war, wovor er sich fürchten mußte. Es
war nicht der Tod, nicht die Veränderung in etwas Fremdes, nicht
einmal der Verlust seiner Menschlichkeit, sondern die
Verschmelzung zu etwas Neuem, Gewaltigen, das nicht nahm,
27
sondern nur gab. Ja, er glaubte Kyle. Aber er hatte die Jared gesehen.
Er hatte den leeren Ausdruck in ihren Gesichtern erblickt, und die
Gleichmütigkeit, mit der sie ihr Schicksal hinnahmen; und was er
gesehen hatte, das hatte ihn einen geheimen Entschluß fassen lassen:
In der Pistole an seiner rechten Hüfte befanden sich neun Kugeln.
Eine davon war für ihn.
Hartmann verscheuchte auch diesen Gedanken und konzentrierte
sich wieder auf den Bildschirm. Zumindest eines glaubte er zu
erkennen: Wenn nicht alles, was er jemals als Soldat gelernt hatte,
falsch war, dann beobachteten sie die Vorbereitung einer Invasion.
Andererseits war das vollkommen unmöglich. Die Zahl der
Moroni, die in den letzten Tagen in der näheren Umgebung von Köln
eingetroffen waren, mußte in die Zehntausende gehen. Und sie hatten
genug Waffen aufgehäuft, um einen kleinen Planeten einzuäschern.
Die Vorstellung, daß dieses ganze Aufgebot nur hier war, um es mit
einer Handvoll abtrünniger Ameisen und ihren menschlichen
Verbündeten aufzunehmen, die nicht einmal Waffen hatten, war
[ Pobierz całość w formacie PDF ]