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modern mit Möbeln aus Chrom und Glas
eingerichtet war. Marcos nahm eine dicke
Mappe vom Tisch und reichte sie ihm. Der
Letzte Wille seines Vaters.
Eigentlich hatte er nur seinen Namen dar-
unter setzen und das Gebäude gleich wieder
verlassen wollen. Doch als Paulo die ver-
traute Unterschrift seines Vaters sah, wollte
er dessen Handeln nachvollziehen können.
Schwer seufzend setzte er sich Marcos ge-
genüber an den Schreibtisch und begann, in
der Akte zu blättern.  Hat Dad geglaubt, er
könnte es fünf Jahre nach seinem Tod
wieder gutmachen, dass er mich damals im
Testament völlig übergangen hat?
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 Ehrlich gesagt habe ich Dads Beweg-
gründe nie verstanden , antwortete Marcos.
 Als er mir allein das Unternehmen überließ,
war ich genauso überrascht wie du.
Paulo lachte heiser.  Wirklich? Dabei habe
ich doch nie an dich herangereicht, egal, wie
sehr ich mich bemühte. Jedes Mal, wenn mir
etwas gelungen war, hat Dad mich zu sich ins
Büro zitiert. Aber nicht um mich zu loben,
sondern um meinen Erfolg mit deinem zu
vergleichen. Paulo unterschrieb das Doku-
ment, ohne überhaupt hinzusehen.  Und er
ließ mich spüren, dass ich den Anforder-
ungen niemals genügen würde.
 Mit mir hat er dasselbe gemacht  in
Bezug auf dich.
Marcos Worte ließen ihn mitten in der
Bewegung verharren. Langsam hob Paulo
den Kopf und sah seinen Bruder an.
Dieser wirkte jetzt nachdenklich.  Weißt
du noch, als ich die Hawthorne-Hotelkette
gekauft habe? Zwei Jahre lang hatte Dad
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davon geredet, und ich habe ununterbrochen
darauf hingearbeitet &  Er atmete tief aus
und fuhr fort:  Und als ich es dann geschafft
hatte, sagte er nur, die Kette kleiner Lux-
ushotels, die du vorgeschlagen hattest,
würde viel mehr Wachstumspotenzial
bieten.
Paulo war wie vor den Kopf geschlagen.
 Machst du Witze?
 Leider nicht , antwortete sein Bruder
schroff.
Das brachte Paulos Sicht der Dinge völlig
durcheinander. Er klappte die Akte zu und
ließ den Blick durchs Fenster über Miamis
Innenstadt gleiten.  Aber warum hat er uns
so gegeneinander ausgespielt?
 Vielleicht weil er einfach ein Mistkerl
war , antwortete Marcos trocken.  Bianca
meint allerdings, dass er uns anspornen und
auf die unbarmherzige Geschäftswelt
vorbereiten wollte.
 Du hast mit Bianca darüber gesprochen?
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 Natürlich, sie ist schließlich meine Frau.
Eine Weile herrschte angespanntes Sch-
weigen. Paulo gingen all die Dinge durch den
Kopf, die er hatte sagen wollen, als Bianca
ihn wegen Marcos verlassen hatte. Er suchte
nach einer Antwort, doch ihm wollte einfach
keine einfallen.
 Sie hat dich nicht wegen des Geldes ver-
lassen, Paulo , sagte sein Bruder schließlich
leise.  Sondern weil sie Angst hatte. Ihre El-
tern sind gestorben, als sie gerade mit der
Highschool fertig war. Damals hat sie sich an
Dad gewandt, der von da an für sie da war.
Unbehaglich erwiderte Paulo:  Ich weiß.
Dad hing sehr an ihr.
 Und sie an ihm. Als er den Schlaganfall
erlitt, hatte sie große Angst. Denn sie hatte
sonst niemanden, auf den sie sich verlassen
konnte. Sie war zwar mit dir verheiratet,
aber dennoch ziemlich allein , schloss Mar-
cos mit durchdringendem Blick.
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Paulo musste sich eingestehen, dass er,
abgesehen von einigen flüchtigen Komment-
aren, mit Bianca kein einziges Mal über die
Erkrankung seines Vaters gesprochen hatte.
Schuldgefühle überkamen ihn. Es war an der
Zeit, sich seine Mitschuld am Scheitern sein-
er Ehe einzugestehen.
 Das stimmt , räumte er schließlich ein.
 Als Ehemann war ich eine ziemliche Niete,
besonders nach Dads Schlaganfall.
Marcos nickte langsam.
 Und warum habt ihr zwei geheiratet? ,
fragte Paulo dann.
 Weil wir uns ineinander verliebt hatten ,
erwiderte sein Bruder erstaunt und brachte
damit Paulos jahrelange Überzeugungen ins
Wanken.  In den Monaten nach Dads Sch-
laganfall herrschte ein ziemliches Durchein-
ander. Dennoch hätte mir klar sein müssen,
dass deine Idee mit der neuen Hotelkette
sehr Erfolg versprechend war. Du hattest
schon immer ein fantastisches Gespür als
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Geschäftsmann, genau wie Dad. Marcos
stand auf und ging zu dem großen Fenster.
 Vielleicht wusste Dad einfach, dass es bess-
er für dich wäre, ein eigenes Unternehmen
aufzubauen. Möglicherweise wollte er dich
zu diesem Schritt zwingen, indem er mir das
Unternehmen vererbte.
Das war durchaus möglich.  Kann sein ,
sagte Paulo trocken.  Oder er war wirklich
ein Mistkerl. Das werden wir wohl nie er-
fahren. Inzwischen war es ihm auch egal,
wie er plötzlich merkte.
Marcos kam zum Schreibtisch und be-
trachtete ihn forschend.  Wir könnten die
beiden Unternehmen zusammenführen.
Doch was das Geschäftliche anging, hatte
Paulo alles, was er brauchte. Und er zog es
vor, die Dinge selbst zu bestimmen.
 Vielen Dank für das Angebot. Er stand
auf und reichte seinem Bruder lächelnd die
Hand.  Aber ich finde, wir sollten vielleicht
einfach lernen, Brüder zu sein.
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Marcos Miene entspannte sich. Lachend
schüttelte er ihm die Hand.
 Partnerschaften sind eher nichts für
mich. Sobald Paulo die Worte ausge-
sprochen hatte, fiel ihm der einzige Mensch
ein, mit dem er ein sehr gutes Team bildete:
Alyssa. Sie war für ihn in jeder Hinsicht eine
Partnerin gewesen  bei der Arbeit, in der
Freizeit und im Bett. Die Sehnsucht nach ihr
überwältigte ihn förmlich.
Als er sich verabschiedet hatte und hinaus-
ging, war ihm die klaffende Lücke schmerz-
lich bewusst, die Alyssa hinterlassen hatte.
Seine erste Aufgabe hatte er erledigt. Nun
stand die zweite an, die ungleich wichtiger
war.
Doch wie, um alles in der Welt, sollte er
die Sache mit Alyssa wieder in Ordnung
bringen?
11. KAPITEL
Es war schon spät, als Alyssa mit ihren
Einkaufstüten nach Hause kam. Ihre Mutter
hatte sie nach einer dicken Umarmung aus
dem Haus gezerrt. Doch nach zwei tränen-
und arbeitsreichen Wochen hatte Alyssa
nicht einmal beim Shoppen vorübergehend
vergessen können, wie Paulo sie in Nicks
Club abgefertigt hatte.
Als er auf den Anrufbeantworter sprach
und sie bat, ans Telefon zu gehen, verschlug
ihr die Sehnsucht fast den Atem. Er fehlte ihr
unsagbar: sein Humor, die Empfindungen,
die er in ihr weckte & In seiner Gegenwart
fühlte sie sich frei und unglaublich lebendig.
Alyssa sank auf einen Stuhl. Ernst sagte
Paulo:  Wir haben etwas zu besprechen.
Das Herz wurde ihr weit, denn seit zwei
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Wochen wartete sie auf ein
Hoffnungszeichen.
 Leider scheinst du seit den erfolgreichen
Veranstaltungen im Hotel interessant genug
für Klatschmeldungen zu sein , fuhr er fort.
 Im Miami Insider steht etwas über deine
Vergangenheit. Wir können ja morgen bei
der Hochzeitstagsfeier meines Bruders
darüber reden.
Als er auflegte, verspürte sie einen Stich.
Paulo hatte sich nicht entschuldigt, sondern
nur angerufen, um sie wegen des Zeitung-
sartikels zu warnen.
Verzweifelt dachte Alyssa daran, dass un-
zählige Einwohner von Miami gerade von
ihrer kriminellen Vergangenheit erfuhren.
Doch statt sich gedemütigt zu fühlen, em-
pfand sie nur tiefe Traurigkeit. Denn nun
gab es keine Hoffnung auf eine gemeinsame
Zukunft mit Paulo mehr. Sie musste sich
damit abfinden, dass der Mann, den sie
liebte, ihre Gefühle nicht erwidern konnte.
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Alyssa stützte sich auf den Esstisch und
barg das Gesicht in den Händen. Paulo hatte
ihr von Anfang an gesagt, dass eine Partner-
schaft für ihn nicht infrage kam. Und jetzt
musste er dafür büßen, dass sie nicht darauf
gehört hatte. Denn wer würde schon eine
ehemalige Straftäterin mit der Organisation [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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