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auf dem Mittelmeer?
Der Lärm, der dich heute Morgen geweckt hat, stammte von
einem Hubschrauber. Ich habe den Tauchanzug aus Zypern einflie-
gen lassen.
Was? Selina war beeindruckt. Dass Rion sich ihretwegen so viel
Mühe gemacht hatte! Dann fiel ihr etwas anderes ein. Es muss
dich doch ein Vermögen gekostet haben, den Hubschrauber zu be-
stellen. Auf der Welt gibt es unendlich viele bedürftige Menschen,
und du hast so viel Geld für einen Tauchanzug verschwendet. Der
alte hätte es auch getan , hielt sie ihm vor.
Ganz so war es nicht , wehrte er ab, und Dimitri setzte erklärend
hinzu: Wir brauchten wichtige Vorräte und zusätzliche Sauer-
stofftanks, da habe ich den Tauchanzug einfach mit auf die Liste
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gesetzt. Probier ihn gleich mal an, dann kannst du in einer Stunde
mit Rion einen Tauchgang unternehmen.
Wunderbar. Sie strahlte. Wenn das so ist, muss ich keine
Gewissensbisse haben.
Abgesehen von den Neckereien wegen der Schatzmünze war es
ein traumhafter Tag, dachte Selina, als sie sich abends im blauen
Seidenkleid zu Rion, Ted und Dimitri gesellte, die sich wie stets bei
Sonnenuntergang im großen Salon zu einem Sundowner einge-
funden hatten.
Natürlich drehte das Gespräch sich wieder hauptsächlich ums
Tauchen. Besonders Dimitri gab lustige Begebenheiten aus seiner
Zeit als Tauchlehrer zum Besten. Es überraschte sie, zu hören, dass
er und Rion sich seit ihrer Kindheit kannten. Dimitri hatte schon
Rions Mutter Theodora das Tauchen beigebracht. Auf deren Na-
men war die Jacht getauft worden. Da Selina vermutet hatte, dass
Rion diese nach einer seiner Freundinnen benannt hatte, war sie
erleichtert über den Irrtum.
Wie sich dann herausstellte, war Dimitri auch ausgebildeter
Geologe. In jungen Jahren hatte er in Griechenland als Tauchlehrer
gearbeitet. Nachdem er seine Frau, eine Südamerikanerin,
kennengelernt hatte, war er mit ihr nach Brasilien übergesiedelt,
wo er mit großem Erfolg eine eigene Tauchschule betrieben hatte.
Jetzt leitete sein ältester Sohn das Unternehmen, sodass Dimitri
Zeit für eigene Erkundungen blieb. Er befasste sich intensiv mit
Schriften über antike Wracks und erforschte den Meeresboden in
der Hoffnung auf wertvolle Funde.
Also deshalb warst du heute während des Tauchgangs ständig
mit der Kamera unterwegs und wolltest nicht, dass ich etwas auf-
sammle , bemerkte Selina.
So könnte man es nennen , mischte Rion sich lächelnd ein, und
alle grinsten verschwörerisch.
Was geht hier vor? fragte Selina sich neugierig.
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Später war an Schlaf nicht zu denken. Eng umschlungen lagen sie
nackt in Rions großem Bett und liebten sich bis zur Erschöpfung.
Die nächsten Tage verliefen ähnlich. Rion wollte nicht, dass
Selina mehr als einen Tauchgang am Tag unternahm, und obwohl
sie nichts Wertvolles fand, gab sie sich damit zufrieden. Das
Tauchen machte ihr großen Spaß, aber sie genoss auch ihre
Freizeit. Normalerweise stand sie spätestens um sieben auf, jetzt
schlief sie bis neun oder länger. Ob es an der vielen Bewegung oder
an dem von Sonne und Meer geprägten Tagesablauf lag, wusste sie
nicht. Sie lebte in den Tag hinein und kostete jede Minute aus.
Doch ab und zu meldete sich eine warnende innere Stimme: Das
alles ist viel zu schön, um von Dauer zu sein.
Ihr netter, sportlicher Liebhaber war nicht der wahre Rion. Vor
Jahren hatte sie den rücksichtslosen Industriellen kennengelernt,
der sie wortlos und eiskalt aus seinem Leben gestrichen hatte. Was
sie hier erlebte, war eine Traumwelt, die der Wirklichkeit nicht
standhalten konnte.
8. KAPITEL
Selina war sich nicht sicher, was sie geweckt hatte. Schläfrig drehte
sie sich zu Rion um. Er lag entspannt auf dem Rücken, einen Arm
über ihrem Kopfkissen, den anderen locker über die Decke gelegt.
Seine Brust hob und senkte sich gleichmäßig, er schlief tief und
fest.
Langsam, unglaublich zärtlich war er diesmal gewesen. Sie hatten
gelacht, geredet und sich geneckt. Nie hätte Selina gedacht, dass
Flitterwochen so schön sein könnten. Später hatten sie sich wieder
geliebt und nicht genug voneinander bekommen können, bis sie er-
schöpft eingeschlafen waren.
Behutsam strich sie Rion eine dunkle Strähne aus der Stirn. Im
Schlaf wirkte er so jung, seine langen Wimpern ruhten friedlich auf
den Wangen, die zynische Härte war aus seinen Zügen
verschwunden.
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